Einleitung

Das erste Kapitel soll Lesern, die bisher noch keinen Kontakt mit dem Internet hatten, einen schnellen Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten, die Funktionsweise und die praktische Nutzung des weltgrößten Computernetzwerks vermitteln und die wichtigsten Fragen beantworten. Detaillierte Informationen finden sich in der ersten Ausgabe dieses Sonderhefts (siehe [DAP]).

Was ist das Internet überhaupt?

Das Internet ist seit einiger Zeit unter den Schlagworten "Information Highway" und "Datenautobahn" in aller Munde. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen plakativen Begriffen?

Das Internet ist eine der bedeutendsten technischen und gesellschaftlichen Errungenschaften des Informationszeitalters. Es verbindet weltweit über zwei Millionen Computer und ist damit ein superlatives WAN (Wide Area Network). Die abgebildete Karte gibt eine Übersicht über die Verbreitung des Internet und der über Verbindungsrechner (Gateways) erreichbaren anderen Rechnernetze. Insgesamt sind rund 160 Länder der Erde angeschlossen, insbesondere alle Industrienationen und ganz Europa (mit Ausnahme der umkämpften Balkanregion).

Verbreitung des Internet (Stand Mai 1995)


Wie jedes Rechnernetzwerk erlaubt auch das Internet die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, also aller denkbaren Informationen, die mit einem Computer erfaßt werden können. Es ermöglicht aber auch die Kommunikation zwischen den angeschlossenen Benutzern. Man kann es daher auch als Verbindung von weltweit rund 40 Millionen Menschen aller Nationalitäten, Rassen und Kulturen ansehen. So haben alle Teilnehmer unterschiedliche Erfahrungen und Interessengebiete, und das ist es, was die Vielfältigkeit, den Nutzen und die Faszination des Internet ausmacht.

Wer kann das Internet nutzen?

Mittlerweile ist das Internet also nicht mehr nur von Computerfreaks bevölkert, sondern es ist wirklich für jedermann interessant geworden - für alle Bildungsstufen und Altersschichten.

Man kann das Netz sowohl beruflich als auch privat einsetzen, der Großteil aller aktiven Anwender wird beide Aspekte gleichermaßen nutzen. Die berufliche Verwendung kann schon in der Schule (etwa zur Vorbereitung eines Referats) beginnen. In Universitäten gehört der Umgang mit dem Internet mittlerweile zum Alltag. Zu den Anwendungsgebieten gehören wissenschaftliche Recherchen, Fachkommunikationen und die Verbreitung von Publikationen.

Aber auch nicht-wissenschaftliche Berufsgruppen lernen das Internet mehr und mehr zu schätzen - man denke zum Beispiel an einen Börsenmakler, der aktuelle Kursentwicklungen aller Börsen der Welt ohne Zeitverlust verfolgen kann oder an einen Gärtner, der Ratschläge über die Zucht einer seltenen Pflanze in einer umfangreichen botanischen Online-Datenbank findet. Auf jeden Fall stellt das Internet für alle Personen, die in irgendeiner Weise mit dem Computer arbeiten, eine unermessliche Fundgrube für Software und Informationen aller Art dar.

Genauso sind der privaten Nutzung des Internet keine Grenzen gesetzt. Es gibt Diskussionsforen zu allen möglichen Hobbies, Sportarten, Fernsehserien, Musik (von Klassik bis Underground) und so weiter. Aber auch gesellschaftliche und politische Themen werden erörtert. Man kann online mit anderen Teilnehmern bekannte oder moderne Spiele spielen, zum Beispiel sich mit hunderten fremden Menschen in (oft sehr vielfältigen und komplexen) Abenteuerspielen messen (MUD = Multi User Dungeon).

Was hat das Internet zu bieten?

Wenn man die verschiedenen Dienstleistungen gut beherrscht, wird das Internet gleichzeitig zum umfangreichsten Lexikon der Welt, einer riesigen Softwarebibliothek und einer Kontaktbörse zu allen Themengebieten mit 40 Millionen potentiellen Partnern.

Betrachten wir zunächst die wichtigsten Dienstleistungen des Internet im Überblick:

Auch die folgenden Internet-Dienste können sich als nützlich erweisen, man kommt aber auch ohne sie aus:

Anleitungen und einige Tips zur Informationsrecherche finden Sie weiter hinten in diesem Heft. Alle genannten Dienstleistungen - auch die zur Kommunikation mit anderen Benutzern - sind ausführlich in der ersten Ausgabe dieses CHIP Specials (siehe [DAP]) beschrieben.

Wie ist das Internet organisiert?

Grundsätzlich ist das Internet ein nicht-kommerzieller, flexibler Verbund vieler autonomer Netzwerke in aller Welt. Es ist sowohl technisch als auch organisatorisch durch den Zusammenschluß vieler kleinerer Netzwerke gewachsen. So ist es nicht verwunderlich, daß es nicht zentral verwaltet wird. Alle Komponenten sind unabhängig voneinander organisiert und gliedern sich in weitere Teilnetze, die wiederum aus den verschiedensten Computertypen (PC, UNIX-Workstation, MacIntosh, Amiga ...) bestehen können.

Jedermann ist es freigestellt, sich nur passiv oder auch aktiv am Internet zu beteiligen. Niemand wird gezwungen, auf seinem Rechner Ressourcen anzubieten. Trotzdem investieren Millionen von Menschen freiwillig ihre Zeit sowie Plattenspeicher und Rechenzeit auf ihren Computern zum Wohl der anderen Teilnehmer. Insgesamt entsteht durch die vielfältigen Beiträge ein unglaubliches Informationsangebot, das jedem Anwender zugute kommt.

Wie funktioniert das Internet?

Prinzipiell basieren Internet-Applikationen auf dem Client-Server-Modell. Mittels eines Clients (entweder ein textbasiertes Programm oder ein Browser mit grafischer Oberfläche) fragt man Daten von Servern ab und nimmt so deren Dienstleistungen in Anspruch. Um die Kommunikation zwischen Client und Server zu ermöglichen, müssen sie gemeinsame Regeln für den Datenaustausch befolgen, die man als Protokoll bezeichnet.

TCP/IP ist eine Sammlung von über 100 Protokollen zur Verbindung von Computern oder Netzwerken. Es umfaßt im Internet direkt umgesetzte Dienste wie FTP (File Transfer Protocol) und SMTP (Simple Mail Transfer Protocol), aber auch allgemeinere Protokolle wie HTTP (HyperText Transfer Protocol, für WWW). Der Name TCP/IP stammt von den beiden grundlegenden Protokollen TCP (Transmission Control Protocol) und IP (Internet Protocol).

Um einen der vielen Rechner im Internet ansprechen zu können, muß man seine IP-Adresse kennen. Diese besteht aus einer 32-Bit-Zahl, die in vier Felder (aus Zahlen von 0 bis 255) aufgeteilt ist, zum Beispiel 145.157.50.42. Jedes der vier Felder enthält eine gewisse Adreßinformation (wie bei einer konventionellen Postanschrift, die aus Straße oder Postfach, Stadt und Land besteht). Natürlich hat jeder Host (ans Internet angeschlossener Rechner) eine eindeutige IP-Adresse. Um dieses sehr rudimentäre System benutzerfreundlicher zu gestalten, dient das DNS (Domain Name System), das ebenfalls zu den TCP/IP-Diensten zählt. Es erlaubt die Zuordnung zwischen IP-Adressen und Namen wie

rummelplatz.uni-mannheim.de

Glücklicherweise kann man in aller Regel bei der Angabe von Internet-Adressen die (einfacher zu merkende) DNS-Version statt der 32-Bit-Zahl verwenden. Aus dieser Art der Adressierung läßt sich oftmals der Rechnername (im Beispiel "Rummelplatz"), der Standort (Universität Mannheim) und das Land ("de" steht für Deutschland) ablesen.

Standardisiert ist nur die ganz rechts stehende Bezeichnung (der Top Level Domain). Hierbei handelt es sich um Abkürzungen, die entweder einen Staat (zwei Buchstaben) oder eine Organisationsform (drei Buchstaben) kennzeichnen. Beispiele für Länderkennungen sind "at" (für Österreich), "ch" (für die Schweiz), "de" (für Deutschland), "nl" (für die Niederlande) und "uk" (für Groß-Britannien). Eine vollständige Liste befindet sich auf der CD-ROM zum Heft im Verzeichnis \listen\statisti\ in der Datei vers13.txt.

Als Kennzeichen für Organisationsformen kommen folgende Abkürzungen in Frage, die hauptsächlich in Amerika gebräuchlich sind. comkommerzielle Einrichtungen (Firmen ...) eduAusbildungseinrichtungen (Universitäten ...) govRegierungsbehörden (government) milMilitär netNetzwerkbetreiber, Service Provider orgsonstige Organisationen Kennung von Institutionen


Wie kommt man ins Internet?

Da das Internet keinen Eigentümer (wie etwa CompuServe) hat, der von den angeschlossenen Benutzern Gebühren kassieren kann, ist jedes Teilnetz nicht nur technisch und organisatorisch autonom, sondern auch finanziell. Jede lokale, regionale oder nationale Institution trägt die Kosten für ihren Teil des Netzes, sofern diese nicht von einer übergeordneten Stelle übernommen werden. Beispielsweise haben die meisten Universitäten Pauschalverträge für ihren Campusbereich abgeschlossen, so daß alle Studenten und wissenschaftlichen Angestellten (für sie) kostenlosen Zugang zum Internet erhalten.

Private Anwender zahlen für ihre Nutzung des Internets in der Regel an lokale Internet Service Provider, die wiederum von überregionalen Anbietern versorgt werden. Um Zugang zum Internet zu bekommen, muß man also zuerst einen Vertrag mit einem solchen Provider abschließen, an dessen Teilnetz man dann angeschlossen wird. Dabei bestehen verschiedene Möglichkeiten, die sowohl im Leistungsangebot als auch in den Kosten deutlich differieren.

Das volle TCP/IP-Angebot kann man nutzen, wenn man einen eigenen Rechner durch eine Wählverbindung über ein (möglichst schnelles) Modem ans Internet anschließt. Dieser verfügt dann über eine eigene IP-Adresse und verwaltet alle ein- und ausgehenden Daten selbst. Damit TCP/IP-konforme Applikationen über eine normale Telefonleitung betrieben werden können, muß der Host mit PPP- oder SLIP-Software ausgestattet sein. Dabei ist PPP (Point-to-Point Protocol) das modernere Protokoll, welches das ältere - aber immer noch sehr verbreitete SLIP (Serial Line Internet Protocol) ablöst.

Wenn man sich eine eigene Verbindung nicht leisten kann oder sie nicht benötigt, reicht vielleicht schon der Zugang über ein Time Sharing System aus. Dabei agiert der eigene Rechner nicht als Host, sondern nur als Terminal zu einem Zentralrechner. Nur dieser besitzt eine IP-Adresse und ist somit ein vollwertiger Internet-Host. Die Verbindung von einem Terminal zu einem Host kann dabei entweder per Modem (Dial-up) oder über eine feste Kabelverbindung (hard-wired) in einem lokalen Netz erfolgen.

Falls Sie vor der Entscheidung stehen, einen Internet-Anschluß zu beantragen, empfehlen wir Ihnen zunächst die Lektüre der ersten Ausgabe dieses SPECIALs (insbesondere des Kapitels über Zugangsmöglichkeiten). Darin haben wir unter anderem eine umfangreiche, nach Postleitzahlen sortierte Liste mit Kontaktadressen von Internet-Anbietern in Deutschland zusammengestellt. Falls Ihnen dieses Heft nicht zur Verfügung steht, finden Sie ähnliche Listen auf der beiliegenden CD-ROM im Verzeichnis \LISTEN\ANBIETER.

Mittlerweile ermöglichen auch andere Online-Anbieter ihren Anwendern komfortablen Zugang zum Internet. Über die Nutzungsmöglichkeiten von CompuServe, Microsoft Net und Datex-J aus informiert ein Kapitel in dieser Ausgabe.

Wie umfangreich ist das Internet?

Untersuchungen haben ergeben, daß zu Beginn des Jahres 1995 etwa 5.85 Millionen Rechner (Hosts) am Internet angeschlossen waren. Wendet man die Faustregel an, daß an jedem Host druchschnittlich zehn Personen arbeiten, kommt man auf eine geschätzte Teilnehmerzahl von fast 50 Millionen Menschen.

Doch auch dieser stattliche Wert wird in absehbarer Zeit überschritten, da sich die Anzahl der Hosts (und damit der angeschlossenen Benutzer) jedes Jahr in etwa verdoppelt. Dies wird durch folgendes Diagramm veranschaulicht, das die Host-Zahlen der letzten sechs Jahre (jeweils im Oktober) widerspiegelt.

Zunahme der Hosts im Internet


Bei den statistischen Untersuchungen wurde auch die Verteilung der Hosts auf die verschiedenen Domänen ermittelt. Die aktuellen Daten sind im Verzeichnis /statistics des FTP-Servers der Merit-Organisation NIS.NSF.NET erhältlich.

Platz

Host-Anzahl

Domäne

1.

1 316 966

com

2.

1 133 502

edu

3.

241 191

uk (Groß-Britannien)

4.

209 345

gov

5.

207 717

de (Deutschland)

6.

186 722

ca (Kanada)

7.

175 961

mil

8.

161 166

au (Australien)

9.

154 578

org

10.

150 299

net

Die Top-Level-Domänen mit den meisten Rechnern


Wie man sieht, liegt Deutschland bei den Länder-Domänen hinter Groß-Britannien an zweiter Stelle. Allerdings muß man bedenken, daß in den USA und Kanada die dreibuchstabigen Domänen-Kennungen für Institutionen gebräuchlicher sind, so daß diese beiden Länder eigentlich an der Spitze stehen. Weit über die Hälfte aller Internet-Hosts der Erde stehen in Nordamerika.

Trotzdem gehört Deutschland zu den fünf wichtigsten Internet-Märkten. Bereits jetzt gibt es schon rund zwei Millionen Internet-Teilnehmer, natürlich mit steigender Tendenz. Die Schweiz liegt (hinter den USA, Kanada, Groß-Britannien, Deutschland, Australien, Japan, Frankreich, Holland, Schweden und Finnland) an elfter Position, Österreich folgt auf Rang 16.

Wie nutzt man das Internet am besten?

Im Abschnitt über den Zugang zum Internet haben wir die Wahl der Verbindung unter finanziellen und technischen Gesichtspunkten betrachtet. Aus Anwendersicht ist natürlich auch die praktische Seite relevant. Den komfortabelsten Zugriff auf die Ressourcen des Internet erhält man durch Applikationen für grafische Oberflächen, etwa für Windows oder OSF Motif. Entsprechende Programme lassen sich mit der Maus bedienen, über ein Menüsystem konfigurieren und steuern und verfügen meist über eine Online-Hilfe.

Grafische Internet-Software greift über eine einheitliche Schnittstelle auf die TCP/IP-Ebene zu. Unter MS Windows ist dies das Windows Sockets Interface, kurz WinSock. Im Verzeichnis \UTILITY\WINSOCK der beiliegenden CD-ROM befinden sich einige Public-Domain-WinSock-Implementierungen. Moderne Betriebssysteme wie Windows NT oder Windows 95 werden grundsätzlich mit Sockets-Schnittstelle versehen.



Schichtenweiser Aufbau des TCP/IP-Stapels


Für jede Dienstleistung des Internet existieren zahlreiche grafische Internet-Applikationen, von denen die meisten kostenlos (aus dem Internet) bezogen werden können. Anstatt sich aber mit so vielen spezialisierten Utilities auseinanderzusetzen, ist es empfehlenswert, sich auf ein möglichst umfassendes Programm zu beschränken und dieses gut zu beherrschen. Prädestiniert sind hierfür WWW-Browser, da das World Wide Web einen benutzerfreundlichen Zugang zu fast allen Internet-Diensten ermöglicht.

Das World Wide Web

WWW ist ein weltweit vernetztes Hypermediasystem. Damit können von beliebigen Stellen eines Dokuments Verweise (Links) zu anderen Quellen führen, die auf irgendeinem Internet-Host angeboten werden. Ein bekanntes Beispiel eines lokalen Hypertextsystems ist die Online-Hilfe von MS Windows. WWW-Seiten können aber nicht nur Texteinträge, sondern auch integrierte Grafiken und Dialogelemente beinhalten. Über Links zu externen Dateien können darüberhinaus Videos und Toninformationen eingebunden werden. Die Hypermediaseiten können mit speziellen Programmen, sogenannten Browsern, betrachtet werden, die für alle Betriebssysteme und grafische Benutzeroberflächen erhältlich sind.

Einen guten Eindruck von der Leistungsfähigkeit des WWW erhält man mit der beiliegenden CD-ROM, auf der unter anderem ein multimediales Planetarium und eine Galerie mit Stereogrammen (3D-Bildern) zu finden ist. Außerdem enthält die CD den kompletten Inhalt dieses Sonderhefts als WWW-Seiten, so daß man darüber unmittelbaren Zugriff auf alle behandelten Ressourcen erhält. Die Einzelheiten zur Verwendung der CD sind im Anhang beschrieben. Beschreibungen ausgewählter WWW-Browser findet man im nächsten Kapitel.

Um die Möglichkeiten von Hypermedia zu demonstrieren, betrachten wir Schritt für Schritt ein praktisches Beispiel. Dabei suchen wir Informationen für unseren diesjährigen Sommerurlaub in Österreich.

Ein hervorragender Startpunkt für alle Entdeckungsreisen ins Internet ist der LEO-Server (Link Everything Online) in München, der unter der WWW-Adresse (siehe unten) www.leo.org erreichbar ist.

Schritt 1: Anwählen von LEO


Aus den vielen interessanten Einträgen wählen wir "Einstiegspunkte für das World Wide Web" aus, indem wir einfach mit der Maus auf den entsprechenden Text klicken. Diesem ist ein Hypertextlink zugeordnet, dem das WWW nun nachgeht. Daraufhin wird die zugehörige Seite automatisch geladen und im Browser angezeigt.

Schritt 2: Ein guter Einstieg


Auf dieser Seite entdecken wir schon einen vielversprechenden Hinweis für unsere Urlaubsplanung. Nach Anklicken des Titels "Der virtuelle Tourist" gelangen wir zu einem on-line Tor in die weite Welt. Leider läßt unsere Urlaubskasse keine Amerikareise zu, so daß wir uns auf Europa beschränken.

Schritt 3: Die Welt steht uns offen.


Bei Anklicken der ersten "Europa"-Zeile läßt die entsprechende Seite ein wenig auf sich warten, denn diese Ressource befindet sich nicht mehr in Deutschland, sondern in den USA, genauer: in Buffalo nahe den Niagarafällen. Ohne daß wir mühsam eine neue Adresse eingeben mußten, hat uns das Web also einige Tausend Kilometer über den Atlantik geführt. Die dortige Universität stellt allen Internet-Reisenden klickbare Atlanten zur Verfügung, wie die abgebildete Karte von Europa.

Schritt 4: Europa im Überblick


Anstatt das gewünschte Land aus einer Liste auswählen zu müssen, kann man hier einfach auf den entsprechenden Bereich in der Karte klicken.

Schritt 5: Erste Eindrücke von Österreich


So landen wir in Sekundenschnelle wieder auf europäischem Boden, denn die Hauptseite von Österreich wird an der Uni Wien gewartet. Ehe wir uns auf ein bestimmtes Urlaubsgebiet festlegen, fordern wir über den ersten Hypertext-Verweis allgemeine Touristeninformationen an.

Schritt 6: Österreich hat viel zu bieten.


Da der Spruch "Servus in Österreich" so einladend klingt, aktivieren wir die zugehörige Seite, die wiederum an einem anderen Ort verwaltet wird, nämlich in Linz. Doch darum brauchen wir uns dank der Benutzerfreundlichkeit des WWW nicht zu sorgen.

Schritt 7: Ein freundlicher Willkommensgruß


Da diese Seite sehr viel Informationen anbietet (von der politischen Situation bis zu Fluggesellschaften), müssen wir einige Male nach unten scrollen, ehe uns unter "Sonstiges" kostenlose Urlaubsprospekte angeboten werden, in denen wir dann in Ruhe zusammen mit der ganzen Familie einen geeigneten Urlaubsort aussuchen können. Na, das ist ein Service!

Schritt 8: Jede Menge Informationen zur Auswahl


Tatsächlich kann man in dem Online-Formular einige Prospekte ankreuzen, die nach Anklicken der Schaltfläche "Bestellung absenden" angefordert und kostenlos per (konventioneller) Post zugestellt werden (wenn man nicht vergißt, die eigene Adresse anzugeben). Damit ist das Ziel unseres kleinen Beispiels erreicht. Wer Lust hat, kann natürlich unter den vorgestellten Seiten noch viele weitere interessante Informationen über Österreich abrufen.

Schritt 9: Nur noch einen Mausklick entfernt ...


Wie funktionieren WWW-Adressen?

Die Kommunikation zwischen einem WWW-Server, der Hypermedia-Daten zur Verfügung stellt, und einem WWW-Client, der die Seiten auf dem Bildschirm darstellt und Benutzeraktionen an den Server weiterleitet, erfolgt über das Protokoll HTTP (HyperText Transfer Protocol). WWW-Ressourcen werden daher in der Form http://Host/Pfad angegeben. Diese Darstellung wird als URL (Uniform Resource Locator) bezeichnet. Mit URLs drückt man nicht nur aus, wo und unter welchem Namen eine Ressource zu finden ist, sondern auch, wie darauf zugegriffen werden soll. Unter WWW können ja auch andere Arten von Daten in Hypertextform dargestellt werden, zum Beispiel Gopher-Menüs oder FTP-Verzeichnisse. Betrachten wir die URL-Spezifikationen für die wichtigsten Internet-Dienste:

Eine ausführlicher illustrierte Einführung in das World Wide Web erhält man unter der URL-Adresse www.w3.org/hypertext/WWW/Talks/General.html.

Ausblick

Den Abschluß dieses Kapitels sollen kurze Prognosen (und Spekulationen) zur künftigen Entwicklung des Internet in den nächsten Jahren bilden.

Verbesserter Zugang

Durch die fortschreitende Anwenderfreundlichkeit (angefangen mit dem Hypermediasystem WWW) wird der Einstieg ins und der Umgang mit dem Internet immer mehr erleichtert. Der Information Highway steht damit für jedermann offen. In absehbarer Zeit kann er die übrigen Informationsdienste wie Zeitungen, Telefon, Post, Fax, Fernsehen und Video ersetzen. Dann erfolgt der Zugang zu aktuellen Daten über ein einziges multifunktionales und leicht bedienbares Gerät.

Für eine volle gesellschaftliche Akzeptanz und Anerkennung ist jedoch zunächst die Überwindung einer gewissen Schwellenangst in den Köpfen der Bevölkerung notwendig. In einer repräsentativen Umfrage des B.A.T.-Freizeit-Forschungsinstituts fühlten sich 48 Prozent aller Befragten von der Informationsflut förmlich überrollt. Nur jeder vierte Bürger glaubte demnach, das Leben werde dadurch angenehmer und leichter.

Einige Personen befanden die Verbreitung der Telekommunikation als regelrechte Bedrohung. Die Hauptangst betrifft eine Vereinsamung der Menschen, die nur noch anonym miteinander kommunizieren. Außerdem warnen Datenschützer vor der Gefahr des gläsernen Bürgers. Durch unerlaubtes "Abhören" der elektronischen Informationen oder Auswertung der anfallenden Gebühren für die in Anspruch genommenen Dienstleistungen könne man die Privatspähre des Einzelnen verletzen.

Auf der anderen Seite muß es jedoch möglich sein, Internet-Anwender eindeutig zu identifizieren. Man denke dabei etwa an das Problem der Authentizität bei elektronischer Korrespondenz und Online-Bestellungen. Natürlich muß die Übertragung von Kontonummern und anderen Geheimzahlen absolut abhörsicher werden.

Ein anderes unmittelbares Problem ist die mangelnde Möglichkeit zur Bewältigung der wachsenden Informationsvielfalt. Ganze 22 Prozent der Befragten gingen nämlich davon aus, daß sie gar nicht die Zeit zur Beschäftigung mit der neuen Technik haben werden. In der Tat wird mit dem wachsenden Interesse am Internet auch das Informationsangebot und die Darstellung (Multimedia ...) weiter verbessert werden, etwa durch Video on Demand, wobei man sich den jeweiligen Wunschfilm online ins heimische Wohnzimmer holt.

Andererseits kann man sich schon jetzt aufgrund des enormen Informationsangebots rund um die Uhr mit dem Internet beschäftigen, ohne daß es einem langweilig wird. In der Tat haben kürzlich einige amerikanische Psychiater damit begonnen, spezielle Therapiegruppen für Internet-Süchtige einzurichten.

Allgemeine Verfügbarkeit

Durch Konkurrenz der Internet Service Provider werden die Preise (hoffentlich) günstiger, so daß eine "Auffahrt" zur Datenautobahn für jedermann erschwinglich wird. So werden zum Beispiel nicht mehr nur die "privilegierten" Universitäten ans Internet angeschlossen sein, sondern auch alle interessierten weiterbildenden Schulen. Ein Internet-Zugang wird auch für private Haushalte ähnlich einfach zu realisieren sein wie heute ein Telefonanschluß.

Bei günstigen Tarifen und großer Verbreitung des Internet wird die kommerzielle Nutzung auch für kleinere und mittelständische Firmen interessant. Einerseits können sie sich so (relativ preiswert) einer großen Masse präsentieren, Werbung betreiben, Korrespondenzen führen und Bestellungen entgegennehmen. Andererseits kann die Kommunikation mit Außenstellen oder Filialen über die vorhandene Infrastruktur des Internet wesentlich günstiger erfolgen als etwa mit einem eigenen landesweiten Netz.

Politische Unterstützung zum Ausbau der Datenautobahn

Auch in der Politik werden zunehmend die Möglichkeiten, gesellschaftlichen Auswirkungen und Risiken des Informationszeitalters diskutiert. So wird Bundeskanzler Kohl wohl kein zweites Mal den Fehler begehen, auf eine Frage zum Thema Datenautobahn die Stauprobleme auf deutschen Straßen anzusprechen. Die folgenden beiden Absätze schildern zwei aktuelle Beispiele.

Bereits im nächsten Jahr soll der Probebetrieb des (für 1998 geplanten) Datenverbunds zwischen Bonn und Berlin starten, den Bundespostminister Boetsch als "weltweit erster Information Highway" anpreist. Er soll Beamten und Politkern eine effiziente multimediale Kommunikation ermöglichen und damit den beruflichen Pendelverkehr zwischen beiden Städten verringern.

Ebenfalls 1996 soll in Nordrheinwestfalen der schrittweise Aufbau von "Infocity NRW" beginnen, bei dem die Städte Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Köln und Wuppertal über eine ringförmige Glasfaserverbindung vernetzt werden. Den Anwendern steht dann unter anderem interaktives Fernsehen zur Verfügung.

Weltweite Verbreitung

Auch international läßt sich der Siegeszug der modernen Informationsmedien nicht mehr aufhalten. Der Information Highway wird schließlich von allen Ländern der Erde "befahren", wenn er auch leider nicht unbedingt der gesamten Weltbevölkerung zur Verfügung steht. Auch Länder der dritten Welt sehen das Internet mittlerweile als Chance zum Erreichen einer besseren technologischen Entwicklungsstufe und eines höheren Bildungsniveaus. In Osteuropa konnte sich das Internet innerhalb kürzester Zeit durchsetzen.

Als Resultat des ständig zunehmenden Verkehrs auf dem Information Highway werden die bestehenden Leitungen bis an ihre Grenzen belastet. Im Abschnitt über den Umfang des Internet haben wir berichtet, daß sich die Teilnehmerzahl etwa alle zwölf Monate verdoppelt. Die gleiche Aussage gilt auch für das übertragene Datenaufkommen. Neuere, leistungsfähigere Verbindungen müssen daher geschaffen werden, damit die Datenautobahn nicht zum Engpaß wird.